Integration auf Augenhöhe
Modul 1 – Integration auf Augenhöhe
Kulturalisierung
Häufig wird ein starkes Hervorheben der „Kultur“ oder „Religion“ als Begründung für dessen Handeln und Tun oder als Konfliktpunkt genannt. Das Erklärungsmuster für Situationen, die anders laufen sollten, lautet: „Es liegt an der Kultur“.
Manche Geflüchtete nutzen die „Kulturbrille“, um Differenzen zu erklären. Doch werden Fragen nichtgestellt, wenn auf Kultur als alleiniges Erklärungsmuster zurückgegriffen wird.
Folgende Perspektiven können die Begleitung unterstützen:
• Welche strukturellen Probleme erschweren möglicherweise die Teilnahme am Angebot?
Wie könnte ich einen Beitrag zur strukturellen Veränderung leisten?
• Warum ist es offenbar naheliegender, das „Problem“ als kulturelles und nicht als ein
persönliches oder strukturelles zu sehen?
• Welche Erwartungen werden bei mir enttäuscht, wenn Geflüchtete
nicht so handeln, wie erwartet? Woher kommen diese Erwartungen?
• Sehe ich Geflüchtete als hilfsbedürftig oder als handlungsfähige und politische Subjekte?
Sehe ich Menschen die leiden, oder Menschen, die ihr Schicksal selbst in die Hand
genommen und mit der Flucht enorm viel geschafft haben?
Augenhöhe und Solidarität
Begegnungen zwischen Helfenden und Geflüchteten geschieht nicht auf Augenhöhe
und ist von einem Ungleichgewicht geprägt. Gründe für dieses Ungleichgewicht sind vielfältig und sowohl historisch als auch durch die konkrete Begegnungssituation geprägt, in der beide Seiten einen unterschiedlichen gesellschaftlichen Status einnehmen.
Viele Geflüchtete können sehr gut sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen. Viele möchten ihr Leben selbst gestalten und erleben die verordnete Passivität in der Notunterkunft als entwürdigend. Die Geflüchteten wollen sich selbst helfen. Andere dagegen könnten auch auf Nachfrage nicht sagen, was sie brauchen, weil sie es noch gar nicht wissen und weil sie nicht einschätzen können, wer sie fragt.
Folgende Perspektiven können die Begleitung unterstützen:
• Wie sieht eine solidarische Unterstützungsarbeit „auf Augenhöhe“ praktisch aus?
• Wie kann ich herauszufinden, was tatsächliche Fragen, Bedarfe, Wünsche und Aufträge
meines Gegenübers sind?
• Wie können Angebote / eine Begleitung aussehen, die eher eine fragende und zuhörende
Haltung einnehmen?
• Wie kann ich mit meinem Angebot signalisieren, dass es auch abgelehnt werden kann, ohne
dass dies Konsequenzen für die Beziehung oder die Unterstützungsbereitschaft hat?
Integration oder besser Inklusion
Wenn Alltagssprachlich von Integration geredet wird meinen Sie die Eingliederung z.B. einer anderen Person in ein bestehendes System. Ziel ist es sich an das System anzupassen und die Spielregeln zu übernehmen.
Integration:
• Integration: lat. integratio= Wiederherstellung eines Ganzen,
Eingliederung
• „Geflüchtete sind andere Menschen“ (mit anderen
Bedürfnissen)
• Menschenbild: Andersartigkeit
Inklusion:
• Inclusion: lat. inclusio= Miteinbezogen sein, gleichberechtigte Teilhabe
• „ Geflüchtete sind normalverschiedene Menschen“
• Menschenbild: Egalitäre Differenz
• Ausweitung der Unterschiedlichkeit als Normalzustand
• Recht auf völlige Gleichberechtigung
Die Termine und die einzelnen Themen der Fortbildung sind am:
· 12. Oktober 16-19 Uhr (Kreisverwaltung (Neubau), Raum Stendal,
Hospitalstraße 1-2, Stendal)
Interkulturelle Fallberatung:
Welche Herausforderungen gibt es in der ehrenamtlichen Arbeit mit Menschen die wir begleiten? Gemeinsam analysieren wir Ihre mitgebrachten Fallbeispiele und erarbeiten Handlungsoptionen und Strategien im Umgang mit Schwierigkeiten.
· 16. November 16-19 Uhr (BIC, Raum Altmark, Arneburger Str. 24, Stendal)
Wie leben wir zusammen? Der Umgang mit Anfeindungen und wie man reagiert und sich damit auseinandersetzt.
Die Veranstaltung richtet sich an alle freiwillige Engagierte des Landkreises Stendal. Außerdem sind Hauptamtliche eingeladen die mit Engagierten zusammenarbeiten oder die Tätigkeit organisatorisch unterschützen.
Ansprechpartner ist Leonore Franz
Telefon: 03931 - 56 56 320
franz(at)fa-altmark.de